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Sony Alpha 7R IV PRAXIS-Review

Veröffentlicht am 13.01.2020

Wirklich auch in der Praxis so gut?

Sony hat mit der A7RIV ein neues Megapixel-Monster vorgestellt, das in puncto Auflösung im Segment der spiegellose Vollformatkameras neue Rekorde setzt.

Viele von Euch fragen sich aber, wie es mit der R4 in der Praxis aussieht:

Wie gut ist die R4 was die Bildqualität angeht wirklich und wie sieht es mit der Low-Light Performance aus? Schaffen es aktuelle Objektive überhaupt die 61 Megapixel abzubilden, wie gut ist der hochangepriesene neue Autofokus wirklich und lohnt es sich auf die R4 upzugraden, wenn man beispielsweise eine A7III oder eine A7RIII besitzt?

61 Megapixel schafft die A7R4 – doch schaffen das auch die Objektive?

Diese und noch mehr Fragen werden ausführlich beschrieben.

1) Als erstes gehen wir kurz auf die wichtigsten Neuerungen ein, und was diese in der Praxis bedeuten

2) Danach widmen wir uns dem Thema Bildqualität: Wie gut und detailliert bildet der neue Sensor ab und wie sieht es im Unterschied zum 42 Megapixel Sensor der vergangenen Modelle aus?

3) Als Drittes checken wir den Workflow mit der Kamera: Wie nützlich ist das neue Wireless Tethering, und kann man mit den Dateigrößen der RAWs überhaupt noch sinnvoll arbeiten?

4) Danach gehen wir auf eines der am meisten nachgefragtesten Themen ein: Der Geschwindigkeit und dem neuen Auto-Fokus System: Zurecht fragen sich viele von Euch, wie gut die Kamera im High-Speed Bereich wirklich funktioniert und ob sie vielleicht sogar die Sony a9 unnötig macht– und wir haben den Fokus außerdem auch mit dem MC-11 Adapter von Sigma getestet!

5) Punkt Nummer 5 ist der Bereich Video, wo wir vor Allem testen, ob der Nachverfolgungs-Augenautofokus wirklich so gut ist wie angepriesen.

6) Als vorletzten Punkt widmen wir uns dann dem Thema Low-Light: Kombiniert die R4 trotz der kleineren Pixel die Auflösungskraft der Vorgänger mit der Low-Light-Performance der A7III oder hängt sie hinterher?

7) Und zum Schluss gibt es noch ein allgemeines Fazit mit einer Übersicht über alle Stärken und Schwächen der Kamera, welche Wünsche Sony erfüllt hat und wo sie es leider nicht geschafft haben nachzubessern und vor Allem der Frage: Lohnt sich das Upgrade auf die R4 und wenn ja für wen?

Wir lassen Dir im Video übrigens für jeden Bereich oben eine eigene kleine Timeline mitlaufen und markieren Dir in der Videobeschreibung jeweils die Timecodes für die verschiedenen Kapitel, damit Du, falls Dich ein Kapitel nicht interessiert, einfach zum nächsten für Dich interessanten Kapitel springen kannst.

Außerdem stellen wir Dir natürlich auch alle wichtigen RAW und Video Dateien zur Verfügung, damit Du Dir selbst einen Eindruck verschaffen könnt, und zwar direkt aus von uns gemachten Projekten aus der Praxis

Wichtigste Neuerungen und was sie in der Praxis bedeuten

Wer denkt, dass die A7R4 nur eine RIII mit 61 statt 42 Megapixeln Auflösung darstellt der irrt sich: Sony ist schon seit jeher bekannt dafür, seinen Nutzern sehr aufmerksam zuzuhören und hat so auch bei der R4 wieder dringende Wünsche umgesetzt – allerdings hat Sony auch definitiv ein paar wichtige Neuerungen nicht durchgeführt – dazu aber gleich noch mehr.

Wir möchten in diesem Teil die wichtigsten Neuerungen für den praktischen Gebrauch auflisten, wer aber eine vollständige Liste aller Neuerungen sehen möchte, dem verlinke ich am Schluss dieses Videos das Review von Christian Laxander, der auf YouTube das detaillierteste Video zu wirklich allen Neuerungen der R4 gemacht hat.

Beginnen wir mit dem Gehäuse der Kamera: Sony hat das Gehäuse praktisch in jeder Hinsicht verbessert.

Die Kamera liegt in der 4. Generation viel besser in der Hand, was vor Allem durch den längeren und etwas schmaleren Griff zustande kommt – wir können nur jedem von Euch empfehlen das Teil einfach mal selbst zu testen und in die Hand zu nehmen!

Die Knöpfe schauen nun weiter aus dem Gehäuse raus und haben einen deutlich besseren Druckpunkt, was endlich dazu führt, dass jeder Knopfdruck nun auch sitzt, während bei den Modellen der älteren Generation oft das Problem auftauchte, dass die Knöpfe manchmal nicht richtig reagiert haben.

Neu ist auch das Locking der Belichtungskorrektur: Das heißt, wenn man den Knopf auf dem rechten Rädchen drückt, ist das Rad gesperrt, was versehentliches Verstellen verhindert. Direkt daneben befindet sich das hintere Rad, dass jetzt auf der Kamera gewandert und leichtgängiger ist – damit ist es besser erreichbar und auch von oben bedienbar. 

Einen riesigen Vorteil bietet die wechselbare Farbe des Fokus-Rahmens: Diese statt dem sonst eingesetzten grau nun auch in Rot darstellen zu können, verbessert die Erkennbarkeit deutlich und macht die Benutzung viel einfacher.

Außerdem hat Sony endlich die losen Klappen über den Anschlüssen durch richtige Türchen ersetzt und nun erstmals 2 UHS-II fähige SD-Kartenschächte verbaut. Man kann jetzt also wirklich 2 High-Speed Karten gleichzeitig beschreiben, was definitiv überfällig war.

Übrigens: Habt Ihr Euch auch immer davor gedrückt, das Menü durchzuklicken? Dann habe ich super-Nachrichten: Sony hat die Menüführung deutlich verbessert, vor Allem durch das Nutzen grafischer Menü-oberflächen, was nun endlich auch eine bequeme, schnelle und übersichtliche Festlegung der Benutzerdefinierten Knöpfe ermöglicht.

Sony hat die R4 außerdem mit einem neuen Sucher ausgestattet, dieser bietet mit seinen 5,76 Millionen Bildpunkten die Möglichkeit das Bild und die Fokusschärfe viel besser zu beurteilen – was ich Euch aber leider im Video nicht zeigen kann.

Videografen dürfte außerdem freuen, dass Sony endlich die 30 Minuten Begrenzung entfernt hat: Wer also genug Akku hat, kann nun so lange filmen, wie er will.

Jetzt ist aber die Frage: Welche Neuerungen hat Sony mit der R4 NICHT gebracht – und da sind ein paar dabei die mich ehrlich gesagt wirklich enttäuschen.

Als erstes: Viele äußern sich enttäuscht über die nicht wirklich verbesserten Video-Specs der R4, allerdings hätte es mich ehrlich gesagt sogar überrascht, wenn sie sich das nicht für die S3 aufsparen würden. Aber es gibt genau zwei andere Punkte, wo man Sonys sonstige Benutzerfreundlichkeit wirklich vermisst:

Zum einen ist das der Bildschirm: Wer gehofft hat, den Bildschirm drehen zu können wird enttäuscht: Immer noch das genau gleiche Spiel wie mit den Vorgängern; wer sich selbst filmen und dabei auch sehen will, braucht einen externen Monitor.

Noch enttäuschender ist für mich aber die Touch-Screen Fähigkeit der R4: Hier hat sich nichts getan, wir können zwar wie vorher das Fokusfeld verschieben und durch Tappen und wischen auch die Bilder Im Detail anschauen, aber die eigentlich einladenden Menüs der Kamera müssen wir weiterhin mit den Tasten und Rädchen bedienen – sehr schade!

Bildqualität

Weiter geht es mit dem Thema, das wohl allein angesichts des R im Kameranamen am meisten interessiert: Die Bildqualität.

Wie gut bilden die 61 Megapixel ab, auch im Unterschied zu den 42 Megapixel Vorgängern, schaffen es die Objektive überhaupt diese Leistung abzubilden und wie gut ist der 240 Megapixel Pixelshiftmodus?

Diese ultrahohe Auflösung bietet aber Vor- und Nachteile:

Der Vorteil ist, dass alle Pixel-Peeper hier voll auf ihre Kosten kommen: Besonders bei Produktfotos sieht es manchmal fast nach einem Rendering aus und wenn man das dann in der Postproduktion dann noch mit etwas Nachschärfen korrigiert, dann kann man einfach nur staunen. 

Der Nachteil ist allerdings, dass dieser Sensor nichts verzeiht: Staub auf Produkten und Unreinheiten auf der Haut können hier auch mal mehr enthüllen als einem lieb ist. Und trotz der 5 Achsen Bildstabilisierung des Sensors sieht man sofort, wenn man nur das kleinste Bisschen verwackelt hat.

Der größte Nutzen in der Praxis von solch einer riesigen Auflösung ist aber die Möglichkeit, in das Bild reinzucroppen, das heißt vor Allem mehr Flexibilität: m Zweifel kann man den Bildausschnitt einfach etwas größer wählen, denn im Nachhinein hat man mehr als genug Spielraum.

Bei voller Auflösung von 61 Megapixeln natürlich scharf bis in die Details, aber lasst Euch einige Bildausschnitte zeigen, die teilweise wirklich stark gecroppt wurden.

Die Ausschnitte wirken fast wie eigene Makro-Fotos und man kann so aus einem Bild gleich 3 oder 4 machen.

Viele Fragen sich jetzt zurecht, ob Objektive überhaupt so eine Auflösung von 61 Megapixeln abbilden können und die Antwort ist, dass kein Objektiv zu 100% fehlerfrei abbildet.

Aber trotzdem erhält man unter dem Strich nochmal eine merkbar höhere Auflösung als an den 42 Megapixeln der Vorgänger – wer aber irgendeine Kamera der Sony A7R-Reihe nutzt der sollte gleich auch das Budget für Objekive der besten Klasse mit einplanen, denn jeder Fehler wird hier gnadenlos enthüllt. 

Selbstverständlich eignen sich die Sony G-Master Objektive dafür hervorragend, aber auch die Sigma Art Reihe und das Canon 100mm 2.8 Makro. Hier profitiert man merklich von den Mehr-Megapixeln.

Enttäuscht hat uns der Pixelshiftmodus. So konnten wir mit dem Canon 100mm Makro nur unbefriedigende Ergebnisse beim Fotografieren feststellen, da die Brennweite trotz Fernbedienung wohl zu Verwacklungssensitiv reagiert und da dieser Modus auf jegliche Art der Verwacklung – bspw. auch bei Landschaftsfotografie auch Bäume – sofort mit hässlichen Schleiern reagiert, erschließt sich uns nicht so ganz der Nutzungszweck.

Workflow

Bevor wir gleich zum Autofokus kommen, möchte ich dir noch etwas zum Thema Workflow mit der A7R4 erzählen – verbunden mit dem neuen WiFi tethering, das die komplett kabellose Steuerung und Bildübertragung zwischen Kamera und PC oder Mac zulässt und der Frage inwiefern die Dateigrößen der RAWs den WorkFlow beeinflussen.

Unsere praktischen Erfahrungen mit dem WiFi Tethering waren dabei gemischt:

Richtig gut gefallen uns bei der R4 die einfache Verbindung von Computer und Kamera und die Fernsteuerung: So kann man mit jedem WPS-fähigen Router die Kamera einfach und schnell innerhalb weniger Sekunden im eigenen Heim-WLAN registrieren und danach mithilfe der Sony ImagingEdge Software auf die Kamera zugreifen – wobei man mit der Remote App die Kamera wirklich komplett vollumfänglich steuern kann: Das heißt man kann jede Kleinigkeit über den PC ändern und muss die Kamera gar nicht mehr berühren. 

Das bietet einen riesigen Vorteil, wenn man Produkte fotografiert, wo sich ohnehin nicht viel bewegen darf, um Wackler zu vermeiden.

Bei der Hintergrund Bildübertragung grätscht sich die R4 aber dann in gewissen Maßen selbst rein: Über WiFi beträgt die Übertragungsgeschwindigkeit ca. 3-5 MB pro Sekunde – das heißt für ein einziges 120MB RAW File 120 benötigt die Übertragung 24-40 Sekunden und wenn man schnell hintereinander viele Bilder aufnimmt, dann darf man nach der Foto-Session noch eine ganze Weile warten, bis die Übertragung beendet wurde – somit eignet sich diese Übertragung in der Praxis eher zum schnellen Ansehen der JPG Bilder und für RAWs würde ich eher doch zum USB-Kabel greifen, das bis zu 150MB pro Sekunde überträgt.

Wo wir schon beim Thema Dateigröße sind: Jeder der sich eine R4 kauft, muss sich der Tatsache bewusst sein, dass wirklich Rechenpower benötigt werden, um die Bilder schnell und ohne dauerndes Warten bearbeiten zu können: 

Wir selbst nutzen dazu einen iMac Pro und selbst dort kann es bei manchen Aktionen auch mal zu kurzen Wartezeiten kommen, die sich aber auf bspw. dem normalen iMac dann doch nochmal deutlich verlängern.

Um also einen schnellen und effizienten WorkFlow zu nutzen, empfehlen wir dir ggf. auch nochmal beim Thema Computer nachzurüsten, wenn du dich für die A7R4 entscheidest. Wichtig sind hier vor Allem ein guter Prozessor und viel Arbeitsspeicher.

Autofokus

Es wird Zeit für das am heißesten diskutierten Thema: Den Autofokus!

Bis jetzt musste man sich beim Kauf einer Kamera immer für eine Seite entscheiden: Will man Geschwindigkeit ODER hohe Auflösung?

Die Sony Alpha 7 R4 ist die erste Kamera überhaupt, die diese Frage im Prinzip praktisch obsolet macht: Zusammen mit der unglaublichen Auflösung bietet Sie nun 10 Bilder pro Sekunde bei voller AF-C Funktionalität und die Treffsicherheit des Autofokus zusammen mit dem verbesserten Augen-Autofokus sind einfach in einer noch nie dagewesenen Qualität.

Was heißt das für die Praxis?

Zuerst einmal ist die Reaktionsfähigkeit des Autofokus einfach sensationell. Man hat wirklich das Gefühl, dass die Kamera den Fokus in Echtzeit nachzieht, und die Stärke liegt dabei definitiv bei bewegten Objekten:

Das fängt an mit der Motivverfolgung, beispielsweise beim Fotografieren fliegender Vögel: Der Autofokus der Kamera sucht sich selbstständig die richtigen Motive heraus und nagelt den Fokus auf ihnen fest.

Richtig verrückt wird es aber vor Allem bei Menschen: Die Gesichtserkennung erkennt Motive so schnell, dass man nicht mehr tun muss, als den Fokus Knopf einfach gedrückt zu lassen, um den Rest kümmert sich die Kamera.

Ist ein Auge im Bild erkennbar, springt der Augen-Autofokus sofort auf das Auge und das bei auch recht großen Entfernungen.

In Der Praxis bedeutet das, dass die Kamera Augen praktisch immer erkennt und fast immer richtig fokussiert, und das sogar wenn sie geschlossen sind.

Cool ist, dass das sowohl bei Menschen, als auch bei Tieren fast perfekt funktioniert. Die einzige Ausnahme ist in der Nähe der Naheinstellungsgrenze eines Objektivs wo es den Fokus dann oft schon vorher zerschießt und bei halb geschlossenen Augen, wo vor Allem bei Tieren dann eher etwas frontlastig fokussiert wird.

Ich würde aber mit der R4 mit bestem Gewissen auch eine Hochzeit fotografieren und jetzt kommt noch ein riesiger Vorteil:

Wir nutzen gerne das Sigma ART 35 1.4, dieses aber über den MC-11 Adapter an der R4 angebracht wird. Ansonsten konnten wir keine nennenswerten Nachteile gegenüber nativen Objektiven feststellen!

Fast jedes Bild auch bei bewegten Motiven sitzt perfekt!

Mit gutem Grund fragt sich jetzt aber manch einer: Macht es dann überhaupt noch Sinn die A9 zu kaufen, wenn jetzt die R4 so einen guten Autofokus besitzt?

Meine persönliche Einschätzung: Wer ausschließlich Sport und ähnliches fotografiert sollte unbedingt trotzdem zur A9 greifen: Höhere Bildraten von bis zu 20 Bildern pro Sekunde, Fokusmessung 60x pro Sekunde und vor Allem die Möglichkeit komplett ohne Black-Out zu fokussieren und zu fotografieren setzen die a9 nochmal eine Stufe höher.

Allen anderen lege ich die R4 ans Herz: Sie ist schnell genug um als All-Rounder eingesetzt zu werden bietet aber dann eben auch diese riesige Auflösung, die in einer anderen Liga spielt als die a9.

Und es gibt noch einen riesen Vorteil der a7R4 vor Allem bei Tele-Fotografie: Insgesamt sind ca. 74% des Sensors mit Fokusmesspunkten besetzt, 100% vertikal und 74% horizontal. Schaltet man nun in den Super35 Crop-Modus hat man eine De-Facto Vollsensor Abdeckung und immer noch eine Auflösung von 26 Megapixel – perfekte Möglichkeiten um die langen Brennweiten für Wildlife Fotografie nochmal zu verlängern.

Video

Das Stichwort Autofokus ist jetzt die perfekte Überleitung zum nächsten Thema: Videoaufnahmen mit der A7R4 und die Möglichkeit den AF-C für Augenfokus endlich auch während der Videoaufnahme zu benutzen!

Man liest erstaunlich viele Beschwerden darüber, dass die R4 hier keinerlei nennenswerte Neuerungen bietet: Kein 10 Bit, kein 4K60, aber die R4 ist einfach eine Kamera die wirklich niemand wegen der Videofähigkeit kauft, aber mit der neuesten Generation bietet sie jetzt einfach ganz nebenbei so ziemlich alles, was die A7III auch bietet.

Auf gut Deutsch: Ganz neben der Tatsache, dass Ihr ein Detail- und Mega-Pixelmonster kauft, könnt Ihr ohne Nachteile auch für vollständige Video-Produktionen nutzen.

Erwähnen muss man allerdings, dass die Bildleistung im Super35 Modus besser ist, als im Vollformatmodus und dass die Low-Light-Fähigkeiten nicht ganz an die A7III drankommen.

Ein wirkliches Gedicht ist aber der Augen-Autofokus. Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass der im Video Modus so gut funktioniert.

Die A7R4 ist die erste Kamera, bei der man trotz des nicht umklappbaren Displays trauen kann, sich selbst zu filmen mit dem Wissen, dass die Kamera immer zuverlässig auf’s Auge fokussiert. Auch hier funktioniert das Umschalten von Gesichtserkennung auf Augenerkennung und umgekehrt praktisch perfekt, und selbst wenn man sich wegdreht und dann wieder in die Kamera blickt, bekommt die R4 den Übergang nahtlos hin.

Das macht die Kamera vor Allem für Reportagen und Hochzeiten interessant. Mit der R4 kann man Run and Gun mit perfektem Nachziehfokus filmen – das gab’s so noch nie!

Low-Light

Kommen wir aber jetzt zu der einen Frage, die sich für das eben besprochene Video-Thema, als auch für die Fotos stellt: Wie gut verhält sich die A7R4 in Low-Light Situationen.

Kurz gesagt: Die Kamera spielt in allen Bereichen ungefähr eine Stufe unter der A7III: Wie viel Rauschen man noch gut findet, entscheidet letzten Endes jeder für sich, meiner persönliche Schmerzgrenze liegt bei der R4 bei Fotos bei ungefähr 3.200, wobei man sagen muss, dass der Detail-Vorteil der R4 gegenüber der R3 und R2 schon zwischen ISO 800 und 1.600 verloren geht, wer also wirklich Pixel-Peepen will, sollte die Kamera im 3-stelligen ISO-Bereich verwenden.

Das mag sich jetzt so anhören, als ob die A7R4 Low-Light nicht gut handelt, aber das stimmt nicht: Wie wirklich alle aktuellen Kameras aus der A7 Serie könnte man sie durchaus auch als Low-Light-fähig bezeichnen, es ist aber nicht ihr Steckenpferd, was übrigens auch ein Grund dafür ist, dass ich für ausschließlich High-Speed-Fotografie zur A9 rate:

Vor Allem bei Höheren ISOs ab 2.500 oder 3.200 verliert die R4 ihre Details und auch die Treffsicherheit des Fokus ist – obwohl immer noch sehr gut – der a9 deutlich unterlegen.

FAZIT

Es gab sehr viel zu erzählen zum neuen High-Resolution Flaggschiff von Sony. Es wird nun Zeit für eine kurze Zusammenfassung der Vor- und Nachteile und der Beantwortung der Frage für wen sich die A7R4 lohnt und für wen nicht und wieso sie aber sogar Vorteile für alle bietet, die sie nicht kaufen.

Fangen wir an mit den Vorteilen:

+ Die A7R4 liefert eine Detailtiefe, wie sie sonst bei Vollformat-Kameras bisher unerreicht bleibt, gute Objektive bieten definitiv MEHR Auflösung als am 42 MP Sensor der R3

+ 10 FPS bei 61 Megapixeln für volle 68 RAWs – muss man da noch was zu sagen?

+ Der Autofokus ist unglaublich gut geworden – das war bisher immer der Grund bei Events doch zur A7III zu greifen. Mit der R4 werde ich aber wohl die A7III für Fotos gar nicht mehr benutzten. Hervorzuheben ist der vermutlich beste Augen-Autofokus auf dem Markt, der bei wenig bewegten Motiven nahezu 100% der Fotos trifft und auch bei bewegten Motiven fast immer perfekt sitzt und der sogar im Video Modus jetzt in Echtzeit auf das Auge des Motivs fokussieren kann – sensationell!

+ Die Steuerung über den PC funktioniert jetzt auch komplett kabellos – sehr cool für Produktfotografie

+ Die neue Menüführung vor Allem mit der grafischen Belegung der benutzderdefinierten Buttons verbessert die User Experience enorm – das erste Mal macht es bei einer A7 Spaß die Buttons zu belegen

+ Man kann den Fokuspunkt jetzt Rot darstellen, was dafür sorgt, dass dieser viel besser erkennbar ist und man nicht ewig rumsuchen muss.

+ Zweimal UHS-II Slots für riesen Geschwindigkeit auf beiden SD-Karten, perfekt wenn man bspw. parallel 2 Karten beschreiben will

+ Ein kristallklares Sucherbild erlaubt das genaue Einstellen des Fokus und einschätzen der Bilder

+ insgesamt ist die Kamera auch um einiges schneller geworden: Zum Starten braucht sie nur 2-3 Sekunden

+ Im Review hab ich’s nicht erwähnt, weil der Akku immer noch der gleiche ist wie in der R3, aber die Akku-Laufzeit ist wie beim Vorgänger überhaupt kein Problem mehr und mit maximal 2 Akkus kommt man locker durch den ganzen Tag

+ Die Haptik der Kamera hat sich allgemein verbessert: Bessere Griffigkeit, Buttons lassen sich besser drücken und der Lock Button bei der Belichtungskorrektur verhindert versehentliches Verstellen

Kommen wir nun zu den Nachteilen der Kamera:

– Riesen Minus: Der Bildschirm! Dieser ist weder in irgendeiner Weise drehbar – das alleine wäre noch verkraftbar, weil es keine Videokamera per se ist.

– Was allerdings echt nervt ist, dass es Sony irgendwie nicht hinbekommt mal einen gescheiten Touch-Screen zu verbauen. Apple macht das seit 2006 und das ist 14 Jahre her – hier ist Nachbesserungsbedarf

– Im Videomodus werden die stärksten Ergebnisse im Super 35 Crop-Modus erreicht, sowohl was Schärfe als auch Lichtempfindlichkeit angeht, die Unterschiede sind aber für Social Media Nutzung zu marginal um aufzufallen.

Ansonsten muss ich wirklich sagen gibt es keine Nachteile, die wirklich als solche zu bezeichnen wären, man könnte aber erwähnen dass,

– Der Autofokus wirklich super ist, aber eben nicht auf a9 Niveau, da er weniger Sensorfläche abdeckt und auch langsamer ist

– Die R4 ist kein Low-Light-Monster, das heißt ich fotografiere schmerzfrei bis 3.200, auch mal bis 6.400 wo ich bei der a7III bspw. auch noch hoch bis 12.800 gehe.

– Die Hintergrund WIFI-Übertragung ist zwar cool und funktioniert auch super, aber die Bilder sind mit 120MB so groß, dass da WIFI echt zu langsam ist – pro Foto braucht man da 25-40 Sekunden was den Workflow nicht wirklich erleichtert

Kommen wir nun zur letzten Frage für heute: Für wen ist es sinnvoll die A7R4 zu kaufen, und wer braucht sie nicht?

Fangen wir damit an, wer sich die R4 auf jeden Fall anschauen sollte und mit einem Kauf auf keinen Fall was falsch macht

– Alle die wahnsinnige Details benötigen, die werden die R4 lieben und nie wieder hergeben wollen, wenn sie einmal benutzt wurde: Normalerweise würden die 24 Megapixel einer A7III locker reichen aber es ist toll, auf 100% die Details zu betrachten, und wenn du auch so bist, dann brauchst du die R4!

– Allen, denen die R2 und 3 noch zu langsam waren, können jetzt bei der R4 beruhigt zuschlagen: Der Autofokus hat dermaßen aufgeholt, dass das Thema langsame Geschwindigkeit bei dieser Kamera einfach keine Rolle mehr spielt

OK, aber für wen eignet sich die Kamera eher nicht?

– Wer Priorität Nummer 1 auf Geschwindigkeit setzt, der braucht die R4 nicht, sondern sollte sich je nach Budget entweder nach der A7III oder der A9 umschauen, die A7III bietet eine ähnliche Fokus- und Geschwindigkeitsperformance für weniger Geldm, die a9 nochmal deutlich bessere Performance für ungefähr das gleiche Geld

– Wer viel Video macht, der wartet entweder lieber auf die A7SIII – wenn sie nun endlich mal kommt – oder schaut sich am besten mal ganz genau die erst ganz aktuell neu vorgestellte Panasonic S1H an: Die hat möglicherweise mit Ihrer 6K 10 Bit Kapazität Sony das Leben echt schwer gemacht

– Wer Super-Low-Light Fähigkeiten braucht, kann die R4 zwar benutzen, aber ab ISO 1.600 gibt es hier einfach keine wirklich nennenswerten Detail-Vorteile mehr, dh. Sich die A7III für die Hälfte zu holen macht mehr Sinn: Die R4 spielt ihre Stärken definitiv im Low-ISO Bereich unter 1.000 aus.

Ok jetzt wo das geklärt, ist kommen wir noch zu einem riesen Bonus für alle Leute, die die R4 nicht wollen oder nicht brauchen:

Alle anderen Sony Kameras, besonders die R3 und die R2 werden dank dem neuen Benchmark den die R4 setzt, jetzt günstiger zu bekommen sein: Du darfst dich also ggf. auf ein Schnäppchen freuen!

Ok, das war jetzt ein ausführliches Praxis-Review zur R4, jeder der sich die Kamera einmal live ansehen will, kann das bei uns unverbindlich machen und die Kamera richtig erleben – und jeder der sie gerne kaufen will, kann das ab sofort ebenfalls tun.